Auftakt-Workshop

Auftakt: Prozess- und Ergebnisdokumentation
1. Treffen: Donnerstag, 6. März 2014, Otelo Vorchdorf, 16.00 – 19.00 Uhr
Exkursion auf den Bildungscampus Moosburg (Kärnten): Freitag, 7. März 2014, 7.00 – 19.00 Uhr

Mit dabei waren:
Reinhard Ammer (Die Grünen)
Christine Baumgartner (Gemeindevorstand Vorchdorf)
Helga Berndorfer (Direktion NMS)
Christian Danzer (MIBA Sinter Austria)
Ulli Ellinger (Logopädin, Die Grünen)
Elisabeth Gruber (Lehrerin NMS)
Johann Haslhofer (Lehrer NMS)
Hannelore Hollinetz (Otelo Vorchdorf)
Waltraud Kronsteiner (Lehrerin NMS)
Eva Krumphuber (Lehrerin VS)
Rosa Mair (Heson Gmbh)
Maria Mitteregger (Lehrerin NMS)
Michaela Ohler (Direktion VS)
Christian Rührlinger (JUZ Vorchdorf)
Otmar Richter (Privatschule Moos)
Gunter Schimpl (Bürgermeister, Bildungs- und Kulturausschuss)
Eva Sindelar (Lehrerin VS Pamet)
Andreas Spitzbart (MIBA Sinter Austria)
Elisabeth Strassmair (Direktion VS Pamet)
Margit Thallinger (Hort)
Gudrun Wallner (Direktopn Privatschule Moos)
Wilhelm Zelch (Direktion Landesmusikschule)
Michael Zinner (Architekt, Kunstuniversität Linz)

1) Begrüssung und Intro: Gunter Schimpl

2) Vorstellrunde mit Formulierung der Erwartungen an den gemeinsamen Nachmittag

gemeinsam Orientierung finden; Begriffsklärung „Inklusiv“; Abstecken des konkreten Rahmens; Eröffnung neuer Perspektiven für SchülerInnen, BürgerInnen, Gemeinde und Wirtschaft; Kennenlernen; Offenheit; eine gemeinsame Richtung; Freude am gemeinsan Er-Schaffen wird sichtbar und spürbar; glücklichere Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Eltern; Aufzeigen konkreter Schritte und Meilensteine; Aufbruch; Beginn eines neuen Zentrums; Standortbestimmung; viele verschiedene Perspektiven; Wohlwollen für einander; gemeinsam ins Thema und ins Tun kommen; Information darüber, was möglich ist; Austausch; Hilfe/Bewusstsein für die Kinder, die in Gefahr sind auf der Strecke zu bleiben; Denkanstöße; Information über den Fahrplan und das Ziel; welche Dimension und welche Kosten sind möglich/angedacht; wie groß darf die Vision für dieses Projekt sein?; ein guter Start in ein herausforderndes Projekt; neue Lern- und Lehrmethoden; Erhöhung der Bildungsstandards; konkreter Auftrag an die Institutionen; Erwartung, dass auf die Schulausbildung eine Berufsausbildung gut aufgesetzt werden kann.

3) Anlass und Aufgabe

  • „Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen“: Vernetzung aller Bildungseinrichtungen
  • Vorchdorf wird inklusive Modellgemeinde!
  • bis 2020 umzusetzende UN-Konvention
  • viele Potenziale vieler Kinder bleiben ungenutzt
  • Lehrlings-/FacharbeiterInnenmangel
  • Bildung als Standort- und Wirtschaftsfaktor
  • lebenslanges Lernen: Wissensexplosion und Technologiwandel durch „Lernen lernen“ bewältigen
  • konkret bis Sommerferienbeginn Juli 2014: eine vorbereitete Umgebung für den partizipativen Planungsprozess im Herbst 2014 mit dem Architekturbüro nonconform (vor ort ideenwerkstatt) und der Kunstuniversität Linz (Michael Zinner) in Sachen Szenarios für Schulumbau(ten) schaffen

3) Inklusion
„Inklusion“ heißt, Menschen willkommen zu heißen. Niemand wird ausgeschlossen, alle gehören dazu: zu unserer Gesellschaft, unserer Kommune, zu jeder kleinen oder großen Gruppe und Gemeinschaft. Alle werden anerkannt und alle können etwas beitragen. Unsere Gesellschaft wird reicher durch die Vielfalt aller Menschen, die in ihr leben.
Aus: Inklusion vor Ort. Der Kommunale Index für Inklusion – ein Praxishandbuch

Inklusion. Einfach erklärt.
Ein Film von Sascha Müller-Jänsch (mj kreativ). Hergestellt im Auftrag der Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft.

4) Michael Zinner: Ausblick auf den Planungsprozess

  • Kurze Fragerunde, welche Erwartungen es an Michael Zinner und seine KollegInnen bezüglich des Planungsprozesses für die räumliche Anpassung des Schulgebäudes an ein inklusives Bildungskonzept gibt.
  • Als „100-Punkte-Statement“ erweist sich der Wunsch, dass die Bedürfnisse aller Beteiligten gesehen/gehört und ernst genommen werden: „Wir meinen, der Wille aller zum Gespräch und die empathischen Fähigkeiten der ArchitektInnen sind die wesentlichen Ingredienzien für einen gelingenden Planungsprozesses“ (Michael Zinner).
  • Eine bautechnische Begutachtung des bestehenden Gebäudekomplexes sowie eine Darstellung der gegenwärtigen pädagogischen Praxis durch den Bildungswissenschafter Florian Müller von der Alpen Adria Universität Klagenfurt sind gemeinsam mit dem ab heute in der sich gerade formierenden Netzwerkgruppe entstehenden Konzept die Grundlagen für den Planungsprozess.
  • Die nun entstehende Vorchdorfer Netzwerkgruppe ist gebeten, zweierlei auf den Punkt zu bringen: Wo stehen wir und wie sehen wir uns = Ist-Bild // Wohin wollen wir = Soll-Bild
  • Im Herbst findet direkt in der Schule fast eine Woche lange die „vor ort ideenwerkstatt“ mit dem Architekturbüro nonconform und unter Mitwirkung von Michael Zinner statt. Das Team entwickelt in Echtzeit und in der Öffentlichkeit, also mitten im Schulgeschehen, die wesentlichsten Ideen für die räumliche Zukunft des Bildungscampus.
  • Alle, die sich beteiligen wollen, insbesondere Schulleitungen, LehrerInnen und SchülerInnen werden direkt sowie über eine Onlineplattform und ein Onlinespiel den Entwicklungsprozess von Ideen einbezogen.
  • Auf die Ergebnisse der „vor ort ideenwerkstatt“ aufbauend wird die Kunstuniversität Linz mit Michael Zinner als Projektleiter einen Masterplan erstellen, der als Grundlage für alle weiteren planerischen und baulichen Aktivitäten gleichsam das Grundlagenpapier darstellen soll.
  • Dieser Masterplan in Gestalt eines Buches im Format A3 enthält organisatorische und räumliche Empfehlungen für Baumaßnahmen an den Schulgebäuden im Bildungscampus.
  • Auf Basis dieses Masterplans können weitere planerische Schritte gesetzt werden, die – je nach Sinn des jeweiligen inhaltlichen Schrittes – Teile oder das Ganze der Aufgabenstellung betreffen.

5) Das Vorchdorfer Bildungsnetzwerk

  • Zur Orientierung liegen auf dem Boden Fotos von Traunstein, Kirche und Autobahn. Die Teilnehmenden positionieren sich nun entsprechend der geografischen Lage ihrer Institutionen im Raum. Anschließend vernetzen sie sich chronologisch – entsprechend einer Bildungslaufbahn.
    Aus der Familie geht es auf die Gemeinde (Standesamt) und weiter in die Schulen, ins Jugendzentrum und ins Otelo, zu den Lehrbetrieben …
    Sofort zeigt sich, dass die Krabbelstube, der Kindergarten und die VHS fehlen – und dass Maturieren in Vorchdorf gegenwärtig nur über die MIBA (Lehre mit Matura) möglich ist.
    Statements aus dem Netzwerk: „Wir ziehen alle an einem Strang.“
    „Was passiert, wenn ich fester anziehe?“
    „Welche Wirkung hat es auf alle anderen im Netzwerk, wenn einer strauchelt oder hinfällt?“

6) Visionen: Was heißt „Bildung“ in Vorchdorf 2020?

In vier Gruppen erarbeiten die TeilnehmerInnen ein Zukunftsbild.

  • „Schule = ein schöner Ort, der sehr gerne besucht wird von begeisterten Lehrern, Schülern, Eltern, allen Generationen …“
  • „Mit Freude Potenziale bestmöglich und selbstverständlich entfalten können.“
  • „Ansprechendes, wertschätzendes, förderndes Lebens- und Lernumfeld für Menschen von 0 bis 99.“
  • „2020 ist Vorchdorf ein vielfältiger Bildungsstandort, an dem Kinder und Erwachsene gerne/mit Freude ganzheitlich (Körper/Geist/emotional/sozial/Werte …) und selbstverantwortlich unter Einbindung vielfältiger Ressourcen (Vereine, Altenheim, Wirtschaft, …) lernen und leben.“

7) Die Blumenwiese und die Mauer

In 2er-Gruppen halten die TeilnehmerInnen fest: Woran können wir auf dem Weg zur Verwirklichung dieser Vision(en) anknüpfen, welche Ressourcen und guten Erfahrungen gibt es bereits? Welche Barrieren gibt es andererseits noch, was steht uns noch im Weg?

Das Positive wird auf bunten Papierblumen notiert, die zusammen eine farbenfrohe Blumenwiese ergeben; die möglichen Hindernisse und Stolpersteine kommen auf eine „Mauer“ aus Schachteln.

= Hindernisse
– Finanzmittel; fehlende/r Bereitschaft/Mut, sich klar und offen zu äußern; Resignation; zu stark strategisch ausgerichtetes Vorgehen und Denken; zuerst die jeweils eigenen Stolpersteine (in den Institutionen; Anm.), die es zu beseitigen gilt; PädagogInnen sollen auf Inklusion geschult werden statt Versuche auf eigene Faust; Stärken werden zu wenig gefördert; jährliche Einsparungen seitens Land OÖ; starres System; zuwenig Ressourcen; alte Denkmuster; Mangel an Bereitschaft, Zeit zu investieren;
Bürokratie; Gefühl, dass bei wesentlichen Dingen wie Stundenkontigenten und Ausbildungen die Hände gebunden sind; Ausstattung der LMS; Undurchführbarkeit eines guten Konzepts wegen fehlender Räumlichkeiten und Unterrichtsstunden; Angst vor Schließung; mangelnde Bereitschaft, sich einzubringen und mitzuarbeiten; Eltern, die sich aus der Verantwortung nehmen; zu hohe KlassenschülerInnenzahlen; viele Miesmacher verderben die Freude am Beruf; „wir sind im System gefangen!?“; unprofessionelles Bildungssystem, in dem ständige Reformen für Verunsicherung sorgen; Kritiker und Schlechtreder; Gebäudesituation – Bsp. Krabbelstube; Begrenzung an Mitteln, Personal und Zeit; zu geringe Einbindung der Eltern; zu wenig Spielraum im Bildungssystem z.B. für Projekte; Kollegium an der NMS (starr) bzw. PTS.

Blumen = Ressourcen
+ Wertschätzung der Gemeinde; sehr viele glückliche bildungsbereite SchülerInnen; gutes Arbeitsklima in der NMS; Freude am Tun; Kooperation mit der MIBA; Kooperation mit der VS Pamet; Otelo als Raum für Potenzialentfaltung; von Herzen LehrerIn; Aufbruchstimmung; engagierte kompetente Menschen mit verschiedenen fachlichen Hintergründen; Vielfalt an Vereinen, Schulen und Betreuungseinrichtungen; engagierte Volksschule; fröhliche Kinder, die über all das nicht nachdenken; Synergiennutzung zu den Schulen; Unterstützung und Zusammenarbeit mit der Wirtschaft; gemeinsame Willenskraft; Gemeinde: Finanzen, Gesprächsbereitschaft; große Gruppen von Menschen, die etwas bewegen wollen; Möglichkeit zur Veränderung; neue offene Schulkonzepte – Vorbild Schule Moos; beginnendes Netzwerk der Bildungseinrichtungen; musikalische Früherziehung im Kindergarten; Kooperation mit der Gemeinde – hervorragendes Klima; Flexibilität: aus Problemen eine Chance machen; Bereitschaft zum Engagement; Vereinsleben; Hörerziehung in VS, NMS, Kindergarten; schöne Landschaft; Aufgeschlossenheit bei Gemeinde, Wirtschaft sowie NMS- und PTS-Kollegium; Kooperation VS-NMS-LMS-Hort-PTS; Gefühl für Inklusion; ländliche Umgebung; Offenheit der Wirtschaft; Zusammenarbeit und Freundschaft mit VS-Direktorin Michaela Ohler; Wille zur Veränderung; Moos; Eltern-Mitarbeit; Kooperation LMS-MHS = NMMS; Nachwuchsausbildung für Musiziervereine; Nachbarnhilfe; Jugendzentrum läuft super; Kidsmantelfabrik; Zusammenleben und Toleranz sind im Unterschied zu anderen Gemeinden gut; Weiterbildung der LehrerInnen und BegleiterInnen.

8) Wie stark will ich involviert sein?
Alle TeilnehmerInnen stufen sich selbst als „stark“, „mittel“ bzw. „wenig involviert“ ein. Das Prädikat „gar nicht“ wird nicht verwendet. Das individuelle Zeitbudget pro Monat unterscheidet sich bei genauerem Hinsehen kaum, weshalb die Entscheidung getroffen wird, den gesamten Prozess für alle offen zu halten und keine sogenannte Steuergruppe zu installieren. Auf Grund der vielen involvierten Teilbereiche wird diese Breite als spezielle Ressource erkannt. Diese soll zumindest bis Juli 2014 erhalten bleiben und der Vielfalt dienen.